Ich geh spazieren in einem nahegelegenen Park. Die Sonne scheint, es ist sommerlich warm. Die Schritte sind schnell, die Gedanken laut und das Gefühl unruhig. Total versunken verweile ich für eine bestimmte Zeit in diesem unbewussten Zustand. Und plötzlich bin ich mir darüber bewusst. Plötzlich erkenne ich, dass ich mich von Gedanken und Gefühlen leiten lasse. Und ich bin ihnen gefolgt. Unbewusst habe ich mich in diesen Zustand hineinleiten lassen. Ich bin nicht präsent, nein, ich war im Autopilot. 

Ich verlangsame das Tempo und setze bewusst einen Schritt nach dem anderen. Ich nehme ein paar tiefe und langsame Atemzüge und lass die Luft in meinen Körper hinein- und wieder hinausfließen. Langsam hinein- und wieder hinausfließen. Meine Atmung und mein Schritt gehen synchron. Sie verbinden sich. Schritt für Schritt. Atem für Atem. Sie sind im Einklang. Ich spüre meinen Körper. Ich kann ihn komplett wahrnehmen. Jetzt bin ich hier und präsent. Die Gedanken sind leiser, das Gefühl ruhiger. Ich lass immer mehr los. Mit jedem Atem und jedem Schritt lass ich los. Und je mehr ich loslasse, umso größer wird die Leichtigkeit in mir. Ich atme bewusst und langsam ein und wieder aus. Ein und wieder aus und geh Schritt für Schritt achtsam meinen Weg. Ich komme mir wieder näher. Ich spüre, wie der Wind meine Haut sanft berührt, höre die Blätter dabei tanzen. Ein beruhigendes Orchester der Natur. Ich spüre die Wärme der Sonne und höre die Vögel singen. Menschenstimmen erklingen in meinen Ohren und ein Kleinkind schreit. Ein anderes läuft barfüssig auf der Wiese entlang. Ich muss schmunzeln. Ich sehe die Farben so klar und rieche den leckeren Durft der Bäume und Pflanzen. 

Auf einmal ruft mich ein Baum und ich fühle mich hingezogen. Die alte Rotbuche ist weise und groß. Sie lädt mich zu sich ein und ich nehme diese Einladung an. Ich setze michzu ihr hin und schließe meine Augen. Was für eine angenehme und weiche Energie. Es fließt so schön durch mich durch. Ich bin dankbar hier zu sein. Und auf einmal öffnet sich ein Raum der Stille. Und ich gebe mich hin. Ich gebe mich dieser Stille einfach nur hin. Ich muss dafür nichts tun, einfach nur fließen lassen. Der Fluss ist frei. Mein Herz geht auf. Und plötzlich zaubert sich ein Lächeln in mein Gesicht. Einfach so. Von innen heraus. Ich atme in das Lächeln hinein und das Lächeln wird größer. Die Freude macht sich in mir breit. Es ist alles schon da. Es ist einfach alles schon da. Und ich gebe mich in die unendliche Tiefe der Stille hin. 

In Liebe, Eduard