Das Telefonat beendend, macht sich in mir plötzlich ein Gefühl breit. Dieses Gefühl kommt aus einer tief verborgenen Stelle, irgendwo aus den Abgründen meiner Seele. Die Scham zeigt sich direkt in meiner Herzgegend. Ich schäme mich für mein Verhalten am Telefon. Die Scham nimmt meinen ganzen Körper und meinen Geist ein. Die Gedanken beginnen die Konditionierungen abzuspielen und drehen verrückt. Ich glaube ihnen. Als Resultat fühle ich mich klein, machtlos und ohnmächtig. Ich kenne diesen Zustand bereits, doch habe ich ihn bisher noch nicht aufgearbeitet. Ich stehe auf, laufe verwirrt herum und setze mich verzweifelt wieder hin. Die Gedanken werden wilder, das Gefühl intensiver. Ich halte diesen Zustand nicht mehr aus.
Ich reagiere und sage „Stopp!“. Ich halte inne, schließe die Augen und nehme ein paar tiefe Atemzüge. Und nehme weitere Atemzüge. Ich spüre, wie die Luft durch meine Nase in meinen Körper hineinfließt und langsam wieder hinausfließt. Mein Geist und mein Körper werden ruhiger. Doch die Scham ist weiterhin präsent. Ich schaue mir das Gefühl genauer an und atme dort hinein. Doch das Gefühl ist für mich nicht greifbar, die Gedanken kommen und lenken mich ab. Ich fokussiere mich wieder auf das Gefühl und gebe ihm Raum. Und fühle hinein.Eine Kommunikation entsteht. Ich gebe dem Gefühl ein fettes Ja! und Sätze wie, „Ich nehme dich wahr.“ und „Du darfst hier sein.“ werden im Inneren gesprochen. Ich nehme dieses Gefühl an. Die Verbindung wird zu diesem Gefühl gestärkt und ich fühle mich nicht mehr ausgeliefert. Ich stelle mir die Fragen, welche Farbe und Form hat dieses Gefühl? Wie riecht und schmeckt es? Ich kann die Farben gelb/orange zuordnen. Die Form ist stachelig und rund, fast wie ein Igel, es schmeckt bitter und riecht irgendwie verdorben bzw. faulig. Ich lass es erstmal wirken und beobachte weiter.
Ich stell die Frage, „Was willst du mir zeigen?“. Und auf einmal öffnet sich die runde stachelige Form und ein neuer Raum eröffnet sich. Ich sehe einen dunklen Raum und ein ein kleines, trauriges, verletztes Kind in einer Ecke sitzen. Das Gesicht durch die Hände verdeckt und Richtung Ecke gerichtet. Ich erkenne mein inneres Kind und werde traurig. Tränen fließen, denn ich erkenne, wie einsam das Kind schon seit langer Zeit sich hier befindet. Ich gehe ein paar langsame und vorsichtige Schritte zum Kind und spreche es an: „Darf ich zu dir kommen?“. Keine Reaktion. Ich warte und beobachte. Ein weiterer Satz wird gesprochen: „Ich bin für dich da und möchte dir helfen.“ Langsam öffnet sich das Kind und ich bekomme die Erlaubnis auf das Kind zuzugehen und es in die Arme zu nehmen. Und wir drücken uns, wir halten uns, als ob wir uns endlich wieder gefunden haben. Heilung fließt durch uns durch und verbindet uns. Mein Herz geht auf und der Heilungsstrom fließt und fließt. Es wird heller und das Kind wird eins mit mir.
Dankbarkeit durchströmt meinen Körper. Danke, danke, danke. Demütig öffne ich meine Augen und alles ist still. Ich fühle mich vollständig und bin vollkommen präsent. Heilungsgesänge erklingen aus mir. Ich bin gewachsen. Danke für das Geschenk, danke für die Offenbarung.
In Liebe, Eduard.
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